Syrische Weißhelme kritisieren internationale Tatenlosigkeit in Idlib

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 01.06.2019 13:30
Aktualisiert 02.06.2019 11:27
Syrische Weißhelme kritisieren internationale Tatenlosigkeit in Idlib

Angesichts der Eskalation der Gewalt in der syrischen Provinz Idlib haben die syrischen Weißhelme der Staatengemeinschaft Untätigkeit vorgeworfen.

In Idlib gebe es ein „tägliches Massaker", doch die UN begnüge sich damit, das Problem zu verwalten, kritisierte die Zivilschutzorganisation am Freitag.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mahnte gegenüber seinem russischen Kollegen Wladimir Putin die Einhaltung der Waffenruhe in Idlib an.

„Die jüngste Eskalation hat im März angefangen und sich seit dem 26. April verstärkt, um sich in ein tägliches Massaker zu verwandeln", sagte der Chef der Weißhelme, Raed Saleh, bei einer Pressekonferenz in Istanbul. Die UN verstärke das Problem durch ihr Vorgehen nur. „Die UN spielt keine konstruktive Rolle in Syrien, indem sie darauf verzichtet, die für die Eskalation verantwortliche Partei zu benennen", sagte Saleh.

„Es herrscht eine katastrophale humanitäre Krise. Das Regime wird jedes Mal schlimmer, wenn wir glauben, dass es nicht schlimmer kommen kann." Die Zivilbevölkerung sei von der Gefahr des erzwungenen Exils bedroht.

Er erklärte auch, dass die Hauptnahrungsmittelquellen und Felder von Regimetruppe gezielt angegriffen werden, um die Zivilbevölkerung in den Hunger zu treiben. „Die syrischen Zivilbevölkerungsorganisationen geben alles, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Sie erfüllen jedoch nur 25 Prozent der Anforderungen", so Saleh.

Erdoğan mahnte in einem Telefonat mit Putin die Einhaltung der Waffenruhe in Idlib an. Diese müsse umgehend umgesetzt werden, um sich wieder auf die Suche nach einer politischen Lösung konzentrieren zu können, sagte Erdoğan bei dem Gespräch am Donnerstagabend, wie das türkische Präsidialamt mitteilte. Es müsse alles getan werden, damit nicht noch weitere Zivilisten getötet würden und eine neue Fluchtwelle einsetze.

Putin und Erdoğan hatten im September im südrussischen Sotschi eine Waffenruhe für die letzte syrische Oppositionsbastion sowie die Schaffung einer entmilitarisierten Zone um die Region vereinbart. Seit Ende April gehen syrische Regimetruppen und ihre russischen Verbündeten aber wieder verstärkt gegen die Opposition vor. Der syrische Regimeherrscher Baschar Assad begründet die Offensive mit dem Kampf gegen den Terrorismus.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seit dem 30. April bei den Kämpfen in der Region 948 Menschen getötet. Bei Luft- und Artillerieangriffen der Assad-Truppen habe es 288 zivile Opfer gegeben, darunter 67 Kinder. 28 Zivilisten seien zudem beim Beschuss durch HTS ums Leben gekommen, erklärte die Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht.

Ihren Angaben zufolge wurden bei den Kämpfen auch 369 Oppositionelle und 269 Soldaten sowie Milizionäre des Regimelagers getötet. Die Kämpfe haben nach UN-Angaben zudem 270.000 Menschen in die Flucht getrieben. Die Weißhelme und andere syrische Hilfsorganisationen warnten am Freitag, die Fluchtwelle sei die größte seit Beginn des Konflikts in Syrien 2011. Die UN und die Geberländer müssten daher „umgehend einschreiten".

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen