Erdoğan: Offene Tore nach Europa bei fehlender Unterstützung

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 05.09.2019 15:24
Aktualisiert 06.09.2019 17:15
Reuters

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Donnerstag klargestellt, dass Europa die Konsequenzen tragen müsse, falls die Türkei nicht die nötige Unterstützung für die geplante Sicherheitszone in Nordsyrien erhält. Dann müsse man möglicherweise die Tore nach Europa öffnen, da man einen weiteren Flüchtlingsandrang nicht alleine bewältigen könne.

Die Türkei sei in dieser Hinsicht allein gelassen worden und habe bisher nicht die notwendige Unterstützung der internationalen Gemeinschaft erhalten, beklagte der Präsident.

Das Land sei fest entschlossen, die Sicherheitszone in Nordsyrien bis Ende September umzusetzen. Falls die USA nicht mitziehen sollten, werde man die Pufferzone im Alleingang mit eigenen Mitteln durchsetzen.

Die Türkei und die USA hatten sich am 7. August auf die Errichtung einer Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Dafür wurde in der Türkei bereits ein gemeinsames Einsatzzentrum aufgebaut. Die Pufferzone soll vom Euphrat bis zur irakischen Grenze reichen.

Diese sei notwendig, um den Flüchtlingsstrom in die Türkei zu verhindern und um die Rückkehr der vertriebenen Syrer in ihre Heimat zu ermöglichen. „Unser Ziel ist es, mindestens eine Million syrische Brüder aus unserem Land in die Sicherheitszone anzusiedeln, die wir entlang der 450 Kilometer langen Grenze errichten werden", erklärte Erdoğan - und fügte hinzu, dass die Türkei bereits für 3,6 Millionen Geflüchtete sorgt, aber nicht die versprochene Hilfe von der Europäischen Union erhalten habe.

Eine weitere Flüchtlingswelle aus Syrien könne das Land nicht mehr tragen. Er warnte: „Wenn der Westen keine Unterstützung gibt, werden wir gezwungen sein, die Tore zu öffnen." Niemand könne die Türkei zwingen, die Last alleine zu tragen.

Die Türkei hat seit 2011 über 37 Milliarden US-Dollar für die Versorgung von Vertriebenen aus dem Syrien-Konflikt ausgegeben. Das Flüchtlingsabkommen mit der EU sieht eine finanzielle Hilfe in Höhe von insgesamt 6 Milliarden Euro vor, wovon bisher nur die Hälfte überwiesen wurde.

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