Berlin droht Ankara mit „Konsequenzen" bei S-400-Kauf - Kalın weist Kritik zurück

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 29.04.2019 17:33
Aktualisiert 29.04.2019 17:34
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Der deutsche Botschafter in der Türkei hat die "große Sorge" der Bundesregierung über die Pläne der Türkei zum Kauf russischer S-400-Luftabwehrraketen zum Ausdruck gebracht.

"Wir wollen, dass die Türkei fest im westlichen Bündnis verankert bleibt, und sehen daher den Kauf der S-400 mit großer Sorge", sagte Martin Erdmann am Montag bei der Istanbuler Sicherheitskonferenz in Anwesenheit des türkischen Präsidentensprechers Ibrahim Kalın.

Deutschland teile die Bedenken der USA und anderer Nato-Partner hinsichtlich des geplanten Rüstungsgeschäfts, sagte Erdmann in der Eröffnungsrede der Konferenz, die mit von der deutschen Konrad-Adenauer-Stiftung ausgerichtet wird. Jeder Staat sei frei beim Kauf von Waffensystemen, doch müsse die Türkei "mit Konsequenzen rechnen", wenn sie sich für ein System entscheide, das nicht Nato-kompatibel sei, drohte er.

Kalın verteidigte das Rüstungsprojekt. Die Türkei habe sich für das russische System entschieden, nachdem sie zehn oder elf Jahre vergeblich versucht habe, von den USA Patriot-Raketen zu erwerben, sagte er. "Wir werden die S-400 nicht in die Nato-Luftabwehrsysteme integrieren, sondern sie als eigenständiges Gerät nutzen", kündigte Kalın an.

Wegen des geplanten Kaufs der russischen Raketen haben die USA bereits die Teilnahme der Türkei an der Produktion des neuen F-35-Kampfflugzeugs ausgesetzt. Die Türkei ist an dem Projekt mit mehreren Firmen beteiligt. Washington warnt, dass Ankara keine F-35 erhalten werde, wenn es am Kauf der S-400 festhalte und drohte bereits Sanktionen an.

Kalın bekräftigte ein Angebot der Türkei, gemeinsam mit den USA diese Bedenken zu prüfen. Wären die Russen aber tatsächlich in der Lage, über die S-400 sensible Daten zu den F-35 zu erhalten, hätten sie dies bereits über ihre S-400-Systeme in Syrien getan, die dort Kontakt mit israelischen Kampfflugzeugen dieses Typs haben, sagte er. Die Türkei habe kein Interesse, das F-35-Programm zu gefährden, an dem sie selbst beteiligt sei, betonte er.

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