Türkei gedenkt den Gülenisten-Putschversuch des 15. Julis

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 15.07.2017 00:00
Aktualisiert 15.07.2017 13:14
Türkei gedenkt den Gülenisten-Putschversuch des 15. Julis

Heute gedenkt die Türkei in allen 81 Provinzen und an allen wichtigen Orten an die gefallenen Opfer des Gülenisten-Putschversuchs vom 15. Juli des vergangenen Jahres. Das Volk erinnert nicht nur auf den Straßen und auf den Plätzten an die Demokratie-Helden, sondern auch in den sozialen Medien wird an sie gedacht.

Eine kurze Verfilmung von den Geschehnissen der Putschnacht wurde Freitag im Netz besonders viral. Auf den nachgebildeten Szenen ist zu sehen wie die Märtyrer von den Putschisten verräterisch getötet werden und ist bloß eins der hunderten Videos in den sozialen Medien, das die Erinnerungen an die gefallenen Helden frisch hält.

In dem Video sind die führenden Persönlichkeiten die während des Putschversuches getötet wurden zu sehen, darunter der Kampagnenmanager der „Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei" (AK-Partei), Erol Olçok und sein 16-jähriger Sohn, Abdullah Tayyip Olçok, die kurz nach dem Putschbeginn auf die Bosporus-Brücke liefen und dort von Putschsoldaten erschossen wurden.

Die Konfrontation zwischen den Putschsoldaten und Sergeant Ömer Halisdemir, der einen der hochrangigsten Putschisten, Brig Gen. Semih Terzi tötete, und im Anschluss in der Zentrale der Spezial Einheiten in Ankara ums Leben kam, wurden im Video ebenfalls gezeigt.

Auf einem der unvergesslichen Videos aus der Putschnacht ist der tapfere Sabri Ünal zu sehen, wie er von einem Panzer überfahren wurde, als er versuchte diesen mit seinem Körper zu stoppen. Im Nachhinein erklärte er, dass er versucht hätte, Steine auf das Kriegsfahrzeug zu werfen, jedoch seinen Ellbogen nicht mehr spüren konnte, nachdem ein zweiter Panzer über ihn rollte.

Safiye Bayat, eine 34-jährige Mutter von zwei Kindern, dachte sich nur: „Soldaten würden keine unbewaffnete Frau angreifen" als sie furchtlos auf die Soldaten lief, die die Bosporus-Brücke in Istanbul sperrten. Die Brücke war einer der ersten Orte, die die Putschisten in Istanbul ergriffen. Sie stellten Panzer und Lkws mitten auf die Brücke und sperrten somit die Fahrt von der asiatischen Seite in die Europäische. Bayat ist die Frau, die auf fast allen Videos, die bezüglich der Putschnacht gezeigt werden, in den Aufnahmen der Überwachungskameras zu sehen ist. Mit ihrem Rucksack auf dem Rücken, läuft die Kopftuchträgerin ohne Furcht in Richtung der Putschisten. Aus den Aufnahmen ist zu entnehmen, dass sie sich zunächst mit den Putschisten streitet und dass die Soldaten versuchen sie von der Brücke fern zu halten. Ohne Erfolg! Die Frau lässt nicht nach und versucht mit ihren bloßen Händen gegen den Aufstand zu stehen. Anschließend schlägt ein Soldat ihr mehrmals mit dem Gewehrkolben, danach beginnen die Putschisten querdurch zu schießen. Glücklicherweise streifte eine Kugel nur ihr Bein.

Ein weiteres Video zeigt einen Mann, der in der Putschnacht ganz alleine nur mit einer türkischen Fahne in der Hand, gegen fünf Panzer steht und auf seiner eigenen Art und Weise sein Land verteidigt.

Das Video zeigt fünf Panzer, die entlang des Atatürk Boulevards auf der Çankaya Straße in der Hauptstadt unterwegs sind, als plötzlich ein Mann auftaucht und sie mit einer schwankenden türkischen Fahne stoppt. Der Mann ging so weit, dass er sich auf den Boden legte und die Panzer nicht durchfahren ließ. Erst nachdem die Putschisten aus den Panzern aussteigen und den Mann gewaltsam auf die Seite schlugen, konnten die Militärfahrzeuge weiterfahren.

Spezielle Gedenkveranstaltungen werden an zeichenhaften Orten gehalten, an denen sich in der Putschnacht die Vorfälle ereigneten. Einige dieser Orte sind das Hotel in dem sich Präsident Erdoğan befand und dass von Putschisten bombardiert wurde, der Bezirk Kazan, wo sich die Kommandozentrale und Luftwaffenbasis Akıncı befindet und der Istanbuler Flughafen Atatürk.

Die Hauptveranstaltungen werden am Samstag den 15. Juli stattfinden. Zunächst wird um 13:00 Uhr (Ortszeit) eine Sondersitzung im türkischen Parlament in der Hauptstadt Ankara gehalten. Im Nachhinein wird mit der Teilnahme von Präsident Erdoğan um 18:30 Uhr (Ortszeit), ein sogenannter „nationaler Einheitsmarsch" auf der „Brücke der Märtyrer des 15. Juli" stattfinden, früher bekannt als die „Bosporus-Brücke".

Der Präsident wird anschließend die „15. Juli Gedenkstätte" einweihen, die sich auf der asiatischen Seite in unmittelbarer Nähe der Brücke befindet. Dort fanden die schwersten Auseinandersetzungen statt und es kamen Dutzende von Zivilisten ums Leben.

Der Präsident wird danach nach Ankara fliegen und um 02:37 Uhr (Ortszeit) eine Rede im Parlament halten, die genaue Uhrzeit, an der die Bombardierung durch die FETÖ-Putschisten im vergangenen Jahr begann.

Der 15. Juli wurde nach dem vereitelten Putschversuch zum „Tag der Demokratie und Nationalen Solidarität" ernannt und zum offiziellen Feiertag erklärt.

Am 15. Juli 2016 versuchte eine Gruppe des Gülenisten-Terrorkults (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert. 249 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, wurden von den Putschisten getötet, während mehr als 2.000 Menschen verletzt wurden.

In der Nacht und nach der Niederschlagung hatte Erdoğan das Volk dazu aufgerufen, auf die Straßen, Plätze und Flughafen zu gehen und die Demokratie zu unterstützen.

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